Waldcafe Thalersee

Am malerischen Thalersee entstand eine eigene neue Welt mit Bootsverleih, Seeterrassen, Radwerkstatt, Seminarräumen und 6 Zimmern

Auftraggeber: Cafe Thalersee GmbH
Ort: Graz Thalersee
Status: done
Zeitraum: 2021—2022
Kooperation + Branding:
Architektur + ÖBA:

Pittino & Ortner

Gastroküche:
Artworks:

Raffael Strasser

(c) Atelier Karasinski
(c) Atelier Karasinski
(c) Atelier Karasinski
(c) Atelier Karasinski
(c) Atelier Karasinski
Ansicht vom See
Ansicht vom See

Ein neues, faszinierendes „Universum“ wartet am Thalersee

Das Gebäude mit seinen großen, einladenden Stufenterrassen wurde von dem Grazer Architektenteam Pittino & Ortner geplant. Das Interieur stammt von archiguards, das Branding sowie Look & Feel mit Möblierung entstand in Kooperation mit Atelier Karasinski. Das kreative Team archiguards X Atelier Karasinski hat bereits den Adlerhof im 7. Wiener Gemeindebezirk zu neuem Leben erweckt, das Restaurant Motto in der Schönbrunner Straße und die beiden Bar Campari Pop Ups in Wien im Schwarzen Kameel sowie in der Grazer Gastro-Institution Frankowitsch, gestaltet.

„Der Thalersee ist ein magischer Ort, der mit den Erinnerungen unzähliger Besucher:innen in seiner fast 100-jährigen Geschichte verknüpft ist. Diese verträumte Welt 'von damals' in neuer Form aufleben zu lassen, war eine Reise in die Geschichte des Thalersees und seines Strandbads, die hier stark eingeflossen ist“, so Gerd Zehetner (archiguards).

Materialien
Seeterrasse
Entwurf Tischbänke
Design Barlampen
Zapfanlage

Möbelentwürfe

Da die Seeterrassen gleichzeitig als Staumauer dienen und bei Extremereignissen geflutet werden, dachten wir an fest angeschraubte Möbel, damit diese bei Unwetter nicht weggeräumt werden müssen. Gemeinsam mit Kriegerdworsky entwarfen wir eine Tisch-Bank Kombination, die einerseits niederschwellig wie bei einer Heurigengarnitur ein Zusammenrücken ermöglicht, andererseits als fertiges Modul mit wenigen Schrauben fixiert werden kann. Das Design ohne Lehnen erleichtert den Einstieg und bietet mehr Durchblick, der ergonomische Kniff liegt aber im Detail - so ist die Sitzfläche im hinteren Drittel geknickt, um auch ohne Polster bequem sitzen zu können.

Das kufenförmige Untergestell ist elastisch und minimiert die Stolpergefahr hinter der Bank, die Analogie zu Schlitten und Kufen am früher oft zugefrorenen Thalersee kam uns passend vor.

Die in drei Farben pulverbeschichteten Platten der Tisch sind so kombiniert, das kein einziger Tisch die gleiche Farbkombination hat.

Auch die kleinen Tische auf den Stufen sind ein Eigenentwurf - festgeschraubt trotzen sie dem Wasser und tragen gleichzeitig die bunten Sonnenschirme.

Küche von Esprojekt
Zimmer mit Seeblick

Es war einmal ein Strandbad

In den 1920er-Jahren wird damit begonnen, Teiche in Unterthal, die im 18. Jahrhundert trockengelegt wurden, im Herbst wieder aufzustauen. Das geschieht, um Eis zu gewinnen: Vor der Einführung des Kühlschrankes ist das ein gewinnbringendes Geschäft, sind doch Gastronomie und vor allem Brauereien zahlungskräftige Abnehmer. Gelagert wird das gewonnene Eis vor Ort, aber auch in Graz. Es ist dann auch ein Bierbaron, der den Eissee in den Rang eines Badesees erhebt. Ab 1925 wird er im Auftrag von Hans von Reininghaus zu einem Strandbad ausgebaut. Mit 65.000 m² ist es schließlich das größte der Steiermark. Für die jährlichen Sportveranstaltungen sorgt der ehemalige Radrennfahrer und erste Badedirektor Taxal.

Das Bad wird in den höchsten Tönen gelobt und erhält sogar den Spitznamen „Grazer Gänsehäufel“. Man betont die vorzügliche Wasserqualität und meint, dass das Gewässer so klar sei wie der Wörthersee und so warm wie die Adria. Auch dem Schlamm, dem Heilkräfte zugeschrieben werden, gewinnt man gute Seiten ab. Das Strandbad verfügt über 92 Umkleidekabinen, die bereits 1927 um weitere 50 aufgestockt werden, sowie über ein Nichtschwimmerbecken mit 1.500 m², eine Spielwiese mit 80.000 m² und einen parkähnlichen Wald mit 15.000 m². Als besondere Attraktion wird 1929 ein Wassertobogan in Auftrag geben. Mit kleinen Wägelchen kann man von dem 10 Meter hohen Turm ins Wasser fahren. Auch gastronomisch müssen die Badegäste nicht darben. Das Restaurant am See ist für 100 Personen ausgelegt und verfügt neben einem eigenen Rettungszimmer auch über Abstellplätze für Räder, Autos und Motorräder. Zusätzlich gibt es eine Werkstatt und eine Benzinstation. Für die Anreise gibt es einen eigens eingerichteten Pendelverkehr von Wetzelsdorf und Gösting. So kommen an schönen Sommerwochenenden Hunderte Badebegeisterte nach Thal. Durch Krieg und Geldmangel geht es mit dem Strandbad in den 1940er- und 1950er-Jahren steil bergab.

Trotzdem wird der See noch zum Baden genutzt, wenngleich die Besuchszahlen immer weiter zurückgehen. In den späten 1950er-Jahren entdecken Wintersportler den See für sich. Die schwierigen Zeiten enden zumindest für die Gastronomie in den 1960er-Jahren. Ein Besitzerwechsel sorgt für neuen Schwung und macht das Restaurant am See zu einem Lokal für gehobene Kulinarik.

Fortan nutzt die Bevölkerung den See für Uferspaziergänge und Bootfahren, aber nicht mehr zum Schwimmen.

Seeterrassen
Seebar
Seeterrassen im Herbst

nur ein Jahr

In den Herbstferien 2021 bekamen wir den Anruf ob wir bis zum Sommer 2022 die komplette Innenausstattung eines Restaurants mit Seminar- und Hotelzimmern, sowie die Gestaltung von großzügigen Außenflächen schaffen könnten - wir haben zugesagt, weil das die Konstellation zwischen AG und uns bereits durch andere Projekte eingespielt war. Trotzdem ein spannendes Unterfangen, sich in das große Planungsteam vor Ort einzubringen und quasi auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Das aus einem großen Wettbewerb entstandene Siegerprojekt von Pittino&Ortner war zu diesem Zeitpunkt schon im Rohbau, die Ideen mussten also auf den bestehenden Planungen aufsetzen, um den sportlichen Zeitplan nicht zu gefährden. Trotzdem gelangen noch zahlreiche wichtige Adaptionen, die dem Projekt einen zusätzlichen Mehrwert verliehen.

Details
Innenraum

Interieur

Die Auftraggeber wünschten sich ein lebendiges Haus, das für alle Gäste offen sein soll: Spaziergänger, Sportler, jung und alt, egal ob spontan oder für eine Feier, einen Espresso oder Dinner. Derart unterteilten wir die Innen- und Aussenräume in unterschiedliche Bereich, aufeinander abgestimmt und doch verschieden. So soll sich jeder Gast sein Lieblingsplätzchen finden, ob auf den großzügigen Stufen, auf den Bänken direkt am See, oder oben in der bequemen Lounge. Drehbare Barhocker finden sich direkt bei der geschwungenen Bar, daneben findet sich das Pattisserie Pult, das am Abend zur Extrabar transformiert werden kann. Hinter dem Dinerbänken lässt sich ein Extrazimmer abtrennen, mit erhöhtem Stammtisch am Podest und gemütlicher Wohnzimmer Lounge.

Der Mittelbereich ist flexibel gehalten um auf Veranstaltungen und Events reagieren zu können. Richtung Eingang wird es kleinteiliger für Kaffee und Kuchen u.s.w.

Die Fassade ist dreiseitig verglast und fängt die Naturarena sein, die versetzt angeordneten Rückwände sind unterschiedlich gestaltet, von der kleinteiligen Bilderwand über Metalllamellen bis zum eigens gefertigten Ölbild überm Stammtisch.

Die Holzlamellen der schwebenden Decke verbergen die Haustechnik und lassen aber Durchblicke auf die Betonstruktur zu. Spektakulär ist die einsehbare Küche, die alle Stücke spielt, inklusive einer eigenen Patisserie.

Im Obergeschoss laden 6 Zimmer zum Übernachten am Thalersee ein, nie war das Aufwachen schöner als hier mit Blick auf Wasser und Wald. Ein Seminarraum lädt kreative Köpf zum Diskurs und Austausch ein, man wähnt sich im fernen Skandinavien, so direkt und unmittelbar erlebt man von hier aus die Natur. Kein Moment dieses Bildes gleicht dem anderen, ständig wechseln Wolken, Licht und Spiegelungen des Wassers.

Dementsprechend klar und reduziert ist die Gestaltung des Obergeschosses angelegt.